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Eine Analyse: Kann Bitcoin ganze Nationen vor der Staatsverschuldung retten?

In nur 16 Jahren hat sich Bitcoin vom Nerdspielzeug und Cypherpunk-Traum zu einer Angelegenheit von nationaler Bedeutung entwickelt – und das bei niemand Geringerem als der wichtigsten und mächtigsten Volkswirtschaft der Welt: den USA.
Geschrieben von
Stefan Lanser
Veröffentlicht
Februar 10, 2025

Während der Bitcoin-Preis Anfang Februar 2025 zwar einen Schlusskurs von über 100.000 USD für Januar ausweist, fällt er aufgrund des Wirtschaftskrieges und der Trump-Zölle wieder auf 91.000 USD zurück. Schauen wir uns diese nationale Ebene einmal genauer an: Kann die US-Regierung mit ihrer Bitcoin-Politik wirklich schuldenfrei werden – oder verspielt Trump hier Staatsgelder?

Quelle: US DEBT CLOCK

Die USA sind zwar die größte Volkswirtschaft mit dem höchsten Bruttoinlandsprodukt, zählen jedoch auch zu den am stärksten verschuldeten Ländern der Welt. Ihre Schuldenquote liegt bei etwa 124 %, das heißt, die Staatsverschuldung übersteigt die jährliche Wirtschaftsleistung um 124 %.

Die US Staatsschulden bis Ende 2024, inflationsbereinigt.
Quelle: DEBT CHART

Aktuellen Regierungsdaten zufolge überschritt die Gesamtverschuldung der USA im November 2024 erstmals die Marke von 36 Billionen USD. Allein in diesem Jahr ist die Schuldenlast um 2 Billionen USD gestiegen – das entspricht einem täglichen Zuwachs von 6,3 Milliarden USD in den letzten 316 Tagen. Pro Kopf beläuft sich die Verschuldung nun auf 106.787 USD – ein historisch hohes Niveau. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die US-Verschuldung zudem um 16 Billionen USD gewachsen.

Wer schon einmal tief verschuldet war, kennt die Bredouille: Schulden generieren immer neue Schulden, denn neben der offenen Verbindlichkeit fallen auch Zinsen an. Wenn der Haushalt und die laufenden Kosten nicht gedeckt werden können, spricht man von einem Haushaltsdefizit. Auch hier liegen die USA weit vorne – das US-Haushaltsdefizit erreichte im ersten Quartal 2025 alarmierende 711 Mrd. USD.

In den ersten drei Monaten des Fiskaljahres 2025 beläuft sich das Defizit auf 711 Mrd. USD – ein Anstieg um 200 Mrd. USD (+39 %) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im Kalenderjahr 2024 betrug das Defizit 2,0 Billionen USD, also 248 Mrd. USD mehr als 2023. Gleichzeitig ist die Defizitquote von 6,4 % auf 6,9 % des BIP gestiegen. Solch hohe Werte wurden bisher nur während Kriegen oder großer Wirtschaftskrisen verzeichnet.

Was also tun, um den Schuldenberg in den Griff zu bekommen? Eine Insolvenz anzumelden und einfach schuldenfrei dazustehen, kommt nicht in Frage. Stattdessen gibt es aktuell zwei populäre Ansätze:

Politik mit der Kettensäge

Ganz im Vorbild des anarcho-kapitalistischen und argentinischen Präsidenten Milei geht es darum, den Staat radikal auf das Notwendigste zu reduzieren.

  • Staat verkleinern: Keine Sozialleistungen, keine Förderprogramme für Kunst, Kultur, Bildung, etc. – alles soll privatisiert und outgesourct werden.
  • Geldhoheit abgeben: Anstatt ein eigenes stabiles Geldsystem zu etablieren, wird der US-Dollar adaptiert. Es geht nicht um eine einfache Kopplung oder Deckelung, sondern darum, das eigene Geld schrittweise abzuschaffen.

Es ist, als würde man einem Dritten die Verantwortung für etwas übertragen, das man selbst nicht im Griff hat.

Diese Maßnahmen haben in dem betreffenden Land bereits zu Erfolgen geführt: Die Inflation sinkt, und das Haushaltsdefizit hat sich erstmals in einen Überschuss verwandelt.

Auch das neueste politische Gesicht, Elon Musk, und seine neu gegründete staatliche Behörde DOGE, folgen diesem Ansatz.

Laut einer neuen Ankündigung spart das Department of Government Efficiency der US-Regierung 1 Mrd. USD pro Tag – das entspricht in einem Jahr 365 Mrd. USD, also 20 % des US-Haushaltsdefizits von 1,8 Billionen USD im Jahr 2024 bzw. rund 43 % der gesamten US-Verteidigungsausgaben. Um das Defizit von 2024 vollständig zu decken, müsste DOGE täglich 5 Mrd. USD einsparen.

Allerdings bleibt unklar, in welchem Ausmaß genau gekürzt wird und wie der bürokratische Apparat der US-Politik ausgedünnt werden soll.

Dieser radikale Schlag hat nicht nur positive Folgen – Menschen, die ihr ganzes Berufsleben als Ingenieur gearbeitet haben, müssen plötzlich in der Suppenküche Schlange stehen, und auch Renten, die lange sicher schienen, können plötzlich gefährdet sein.

Familien und Personen, die sich Bildung nicht mehr leisten können, obwohl sie das Potenzial dazu hätten, werden künftig nicht mehr unterstützt. Viel Erfolg also an alle, die sich aus der Armut herauskämpfen müssen.

Aber die Zeit wird zeigen – hoffentlich legt sich der aktuelle Armutsanstieg genauso rasch wie er mit Milei gekommen ist.

Bitcoin als staatliche Reserve

Senatorin Cynthia Lummis verkündete offiziell, dass Wyoming Bitcoin als Reserveinvestment einsetzen will.

Innerhalb von fünf Jahren sollen 1 Million BTC zugekauft werden.

Und diese Bitcoin sollen mindestens 20 Jahre gehalten werden, um langfristig die Staatsverschuldung zu besiegen.

Auf einer Bitcoin-Konferenz in Nashville am 27. Juli 2024 verkündete Senatorin Lummis:

„WE WILL BE DEBT FREE CAUSE OF BITCOIN.“

Senatorin Lummis und der Staat Wyoming sind nicht die Einzigen, die auf nationaler Ebene an solchen Plänen arbeiten. Derzeit arbeiten insgesamt 17 Bundesstaaten an umfangreichen Gesetzentwürfen, um in Bitcoin investieren zu können.

Foto und Nachrichten zum Event finden Sie auf unserem Newskanal:

Die Grafik zeigt verschiedene Szenarien: In der linken Spalte ist dargestellt, wie viele Bitcoin bis 2029 gekauft werden, während in der Zeile die durchschnittliche jährliche Bitcoin-Rendite in Prozent aufgeführt ist. Die Farbskala von Rot bis Grün verdeutlicht, welchen prozentualen Anteil an der US-Staatsverschuldung die Bitcoin abdecken würden.

Quelle: vanEck Erwartete Entwicklung von Bitcoin zur Staatsverschuldung USA

Hier sind die verschiedenen Szenarien gestaltet. In der linken Spalte sieht man wie viele Bitcoin man kauft bis 2029 und in der Zeile ist in Prozent die durchschnittliche Bitcoin Rendite zu sehen. Rot bis Grün zeigen den Prozentualen Anteil an der US Staatsverschuldung den die Bitcoin abdecken. 

Bei 100.000 Bitcoin und einer Rendite von 37,5% würden die Bitcoin also 35% der Staatsverschuldung im Jahr 2049 abdecken. 

Bei den geplanten 1 Mio. Bitcoin in Staatshand hätte man bei 30% BTC Rendite ganze 91% der Staatsverschuldung gedeckt. bei 32,5% kommt man sogar auf 143,7%. Man hätte also noch einiges an Kapital über. 

Quelle: vanEck US Schulden vs Bitcoin- Modellierung  

„Unsere Analyse legt nahe, dass – sollte die US-Regierung der im BITCOIN Act vorgeschlagenen Entwicklung folgen und bis 2029 1 Million BTC erwerben – die daraus resultierende Reserve bis 2049 schätzungsweise 35 % der Staatsverschuldung abdecken könnte,[…].[…]während Bitcoin im gleichen Zeitraum mit einer jährlichen Wachstumsrate von 25 % wächst – ausgehend von einem Startwert von 200.000 USD, was einen Preis von rund 42,3 Mio. USD pro Bitcoin im Jahr 2049 impliziert. Angesichts der heutigen etwa 900 Billionen USD an globalen Finanzanlagen, die in diesem Zeitraum um 7,0 % wachsen, würde Bitcoin 18 % der globalen Finanzanlagen ausmachen.“ – So die Analyse von vanEck

Fazit

Für viele ist Bitcoin immer noch reine Spekulation – dabei hat sich Bitcoin in 16 Jahren Existenzgeschichte zum Investmentstandard an der Wall Street etabliert, was hierzulande leider oft übersehen wird.

Viele verwechseln dabei den Gedanken an zukunftsorientierte Investitionen mit reiner Börsenzockerei. Ein weiterer Punkt ist jedoch entscheidend: Es geht nicht darum, sich an eine starre Schuldenbremse zu klammern. Vielmehr investiert man kontinuierlich weiter und lässt die Zeit für sich arbeiten.

Dabei müssen nicht einmal große Schulden aufgenommen werden – entscheidend ist stets die Kombination mit einem verbesserten und effizienteren Haushalt. Was nützt es, in 20 Jahren schuldenfrei zu sein, wenn man dann direkt wieder dieselben Fehler macht?

Ein gesundes Mittelmaß ist entscheident. 

Besonders im Falle der USA müssen für die Bitcoin Investments keine neuen Schulden aufgenommen werden. 

  1. Die USA sitzen bereits auf einem Bitcoin-Schatz von 198.000 BTC durch Beschlagnahmungen.  Einfach den Verkauf von Bitcoin aus der US Asset Forfeiture Reserve (ca. 198.000 BTC) aussetzen.
  1. Goldzertifikate neu bewerten: Diese, aktuell zu Preisen aus den 1970er-Jahren bewertet, auf heutige Werte anpassen – dadurch könnten etwa 693 Mrd. USD an bisher nicht realisiertem Kapital freigesetzt werden.
  1. ESF nutzen: Den 49,7-Milliarden-Dollar Exchange Stabilization Fund (ESF) unter der Aufsicht des Finanzministers einsetzen.

Während die USA auf einen umfassenderen gesetzlichen Rahmen für den Halt von Bitcoin als nationale Reserve warten, könnte die im BITCOIN Act vorgeschlagene erste Jahresakquisition von 200.000 BTC durch die Umwidmung beschlagnahmter Bitcoin finanziert werden. Die verbleibenden 800.000 BTC ließen sich dann über den ESF und/oder durch eine Diversifizierung weg von den Goldreserven des Finanzministeriums finanzieren – und das alles, ohne Geld zu drucken oder Steuergelder zu beanspruchen.

Bitcoin allein wird nicht alle Probleme lösen, aber als Teil eines umfassenden Reformpakets könnte der digitale Weg durchaus einen entscheidenden Beitrag leisten. Fix the money and you Fix the world!

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